Weniger Werte = mehr Wert
Je mehr Werte, desto besser. Oder? Das könnte man zumindest annehmen, wenn man sich das Ergebnis von Werteprozessen in Unternehmen ansieht: Es ist meist ein Begriffsteppich von acht, zehn oder sogar noch mehr bedeutungsschweren Ausdrücken, der möglichst viel abdecken soll.
Warum solche Teppiche gewoben werden? Weil man auf diese Weise das gute Gefühl hat, die Kernwerte der Corporate Identity präzise definiert zu haben. Und weil viel Prozess und viel Ergebnis auch viel Honorar rechtfertigt – nämlich das der beratenden Agentur.
Der Nachteil zeigt sich in der Praxis: Wenn Sie spätestens zwei Wochen nach einem solchen Werteprozess Ihre Mitarbeiter fragen, für welche Werte Ihr Unternehmen steht, dann bekommen Sie als Antwort entweder ein Schulterzucken oder gerade mal die ein bis zwei Werte, die es ins Kurzzeitgedächtnis geschafft haben.
Und wie wirkt der Werteteppich auf Ihre Kunden und Bewerber? Die Erfahrung zeigt, dass sich damit kein wirklich scharfes Unternehmensprofil erkennen lässt. Eigentlich logisch: Wer viel sagen will, riskiert, dass nichts hängen bleibt. Der Werteteppich soll als eierlegende Wollmilchsau funktionieren. Und die funktioniert bekanntlich weder in der externen noch in der internen Kommunikation.
Was ist die Lösung? Zunächst eine Beschränkung auf drei bis maximal vier Kernwerte. Damit Ihre Mitarbeiter eine Chance haben, Ihre Werte zu kennen – und zu können. Und Ihre Interessenten, Kunden und Bewerber eine klare Linie darin erkennen.
Natürlich steht Ihr Unternehmen für mehr als nur drei bis vier Werte. Doch hier greift das Pareto-Prinzip: Rund 20 % Ihrer Werte decken 80 % Ihres Markenkerns ab. Und umgekehrt. Der Rest wird vom Gehirn automatisch „geclustert“. Denn viele Werte beinhalten weitere Werte. Als Beispiel: Der Wert „Weiterentwicklung“ enthält Begriffe wie Innovation und Fortschritt. Der Wert „Integrität“ enthält auch Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit, Ehrlichkeit und Vertrauen.
Wer mit klaren Werten und „Clustern“ arbeitet, erleichtert anderen die Wahrnehmung und damit den Zugang zu den eigenen Unternehmenswerten. Wie man genau die Werte findet, die das Unternehmen repräsentieren und differenzieren, das ist Thema eines intensiven, sehr effektiven Tagesworkshops mit Schwalbenfisch.
© Copyright/Autor: Eugen Lakkas – weitere Publikationen